Erster MAN im Rettungsdienst


Die Landesgeschäftsstelle des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) beschafft pro Jahr rund 90 Krankentransportwagen (KTW) zentral für alle Durchführenden im Bayerischen Rettungsdienst. Früher nur für die Hilfsorganisationen, seit der Änderung des BayRDG auch für Privatunternehmen, welche im Rahmen von Vergabeverfahren nun ebenfalls Dienstleistungskonzessionen für den öffentlichen Krankentransport erhalten.

Insgesamt werden im Rettungsdienst Bayern vom BRK und den anderen Rettungsdiensten derzeit 585 KTW zum Einsatz vorgehalten. Im Jahr 2022 haben diese die beachtliche Anzahl vom 639.600 Krankentransporten in ganz Bayern durchgeführt.

Das Innenleben des KTW By 2023.

Die Pandemie entscheidet

Die Beschaffungsentscheidung für die KTW BY 2023-Generation musste Mitte 2022 getroffen werden, als die Aus- und Nachwirkungen der pandemiebedingten Einschränkungen im Fahrzeug- und Komponentenzulauf die Fahrzeugverfügbarkeiten an den Märkten noch massiv beeinträchtigt hat. Unter anderem sind elektronische Bauteile damals immer noch verknappt, so dass die Sicherstellung des Basisfahrzeugzulaufs für die zentral beschafften Rettungsmittel für das BRK absolute Priorität haben musste.

Damit fällt 2022 die Entscheidung, auch nicht zuletzt wegen dessen guter Verfügbarkeit, erstmals auf das Basisfahrzeug MAN TGE, nachdem zuvor seit 2010 alle Bayern-KTW auf Ford Transit-Basis aufgebaut werden. Weitere Aspekte für die Beschaffungsentscheidung waren neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten das Platzangebot im Innenraum sowie die umfangreichen Assistenzsysteme und die auch für den Patientenraum nutzbare Heizungs- und Klimatisierungsanlage des Basisfahrzeugs.

Zwei Varianten im Einsatz

Die Krankentransportwagen der aktuellen Generation „Bayern 2023“ (KTW BY 2023) werden nun alle auf MAN TGE 3.140 (103 kW/ 140 PS) aufgebaut. Neben der Standardversion mit Frontantrieb und 8-Gang-Automatikgetriebe wird für Standorte mit besonderen topographisch-klimatischen Anforderungen auch eine Variante mit Allradantrieb beschafft. In diesen ist aus Gewichtsgründen zur Einhaltung der zulässigen Fahrzeuggesamtmasse (zGM) von 3.500 kg eine manuelle Sechsgang-Schaltung verbaut.

Den Ausbau zum Krankentransportwagen erledigt auch bei den MAN-KTW wieder Ambulanz Mobile aus Schönebeck (Elbe) mit großflächigen Kunststoff-Teilen im Innenraum. Ergänzend zu dem Assistenzsystemen des Basisfahrzeugs gibt es weitere Features, wie eine Abbiege-Kamera rechts und einen speziellen Rückfahrwarner.

Obwohl die Fahrzeuge durchaus auch für die Erstversorgung von Notfalleinsätzen eingesetzt werden können und konzeptionell dafür ausgestattet sind, handelt es sich nicht um Notfallkrankenwagen. Alle KTW BY 2023 sind entsprechend den Normvorgaben für einen Typ A2 nach DIN EN 1789:2020 ausgerüstet – und führen darüber hinaus zusätzliches Equipment mit (Corpuls 1 EKG mit AED und Pulsoximetrie, Schaufeltrage, Vakuummatratze, Notfallrucksack, Sauerstofftasche etc.). Alle KTW BY 2023 sind mit kraftunterstützten Fahrtragen und Beladesystemen ausgestattet, auch die eingesetzten Tragsessel erhalten ein abnehmbares Antriebsmodul zur Entlastung der Einsatzkräfte und Verbesserung der Ergonomie.

Kraftunterstützte Fahrtrage halb ausgefahren [1] und ausgefahren [2.]

Die aktuelle Beschaffungsserie läuft nach derzeitiger Planung noch bis Ende 2026. ab kommenden Jahr wird dann ein modellgepflegter MAN TGE 3.160 zum Einsatz kommen.

Raupentragestuhl nachrüstbar mit Motor.
Text: Bernd Franta
Bilder: BRK und Bernd Franta