DAF XG sicher zerlegt
Mit der neuen XG Baureihe hat DAF etwas richtig Großes auf die Reifen gestellt. Mehr Platz stand dem Fahrer in Europa noch nie zur Verfügung. Ein Blick auf unsere Autobahnen bestätigt diese Herstellerentscheidung, der Marktanteil ist für eine Baureihe bereits nach einem Jahr ausgesprochen hoch. Um für die eigene Sammlung individuelle Modelle zu gestalten, zeigt Frank Hadel Schritt für Schritt, wie man das Herpa-Modell ohne Bruch zerlegt.
In Dietenhofen machten sich die Formenbauer von Herpa nach der Markteinführung daran, den Riesen auf 1/87 zu schrumpfen und seitdem erscheinen weitere interessante Modelle mit den neuen Zugmaschinen DAF XG und XG+. Einfarbige Varianten ohne Auflieger erweitern das Programm und richten sich an Bastler, weil nicht jedes gelungene Fahrzeug ins Modellsortiment aufgenommen werden kann. Weiß ist die ideale Basis für eigene Lackierungen, während Rot, Blau und weitere Farben häufig bei Speditionen anzutreffen sind und alle Umbauer ohne eigene Airbrushausrüstung unterstützen.
Aller Anfang ist leicht
Nach wie vor kommt bei Herpa kein Klebstoff zum Einsatz. Das ist nicht nur sehr beruhigend, sondern ebenso hilfreich. Sorgen um fest verklebte Teile und ein zerstörtes Modell muss sich bei einem Herpa-Modell niemand machen. Allerdings verlangt der Formenbau für die immer anspruchsvolleren Miniaturen ganz individuelle Tricks zur Demontage. Längst sind die Zugmaschinen keine eckigen Blechdosen auf Achsen, sondern ausgefeilte Designobjekte und dem tragen die Modelle mit immer kleineren Teilen und komplizierten Montageschritten Rechnung.
Nachdem die Reifen von den Achsen gezogen und dem Fahrgestell entnommen sind, wird die Stoßstange nach vorn gehebelt. Der Spalt vor den Trittstufen bietet einen guten Angriffspunkt. Zwei lange Stifte halten die Stoßstange am Fahrzeug, darauf sind die Scheinwerferverglasung und das Chromteil aufgesteckt.
Der große Kühlgrill verlangt wegen seiner vier Steckzapfen erhöhte Aufmerksamkeit. Die unteren lassen sich leicht lösen, um die oberen zu erreichen, ist ein flaches Werkzeug notwendig. Tief hinter den Grill geschoben, lässt er sich Stück für Stück lockern. Dabei sollte die Position des Werkzeugs mehrfach variieren, um alle Stifte gleichmäßig zu lösen. Vergessene oder überbelastete Stifte „bedanken“ sich gern auf ihre Art, indem sie abbrechen und im Modell stecken bleiben.
Die Entdeckung des Elementarteils
Manchmal ist die Passgenauigkeit der Herpa Teile erschreckend genau. So ist beim neuen DAF das wichtigste Teil kaum zu erkennen: Die Blende unterhalb der Scheibenwischer. Sie gehört nicht zur Kabine, wie zum Beispiel beim Actros oder Scania. Sie ist in Wagenfarbe gehalten, separat mit zwei Zapfen in das Innenteil eingesteckt und verschmilzt beinahe unsichtbar mit der Kabine. Ohne Demontage dieser Blende geht es kein Stück weiter. Vorsichtig nach vorne heraushebeln und danach lässt sich die große Kabine vom Fahrgestell abheben. Auf der Unterseite steckt sie mit zwei kurzen Zapfen fest im Fahrgestell.
Das Innenleben ist nicht gesondert gesichert und kann leicht ausgebaut werden: Die Inneneinrichtung – wer mag, kann das Lenkrad vom Arbeitsplatz abziehen – die Verglasung und abschließend die Verglasung der Topscheinwerfer samt Sonnenblende. Die Monitore der neuen Kameras hängen sehr passgenau in der Verglasung. Das schwarze Bauteil wird angekippt und entnommen.
Dem erfahrenen Herpa-Bastler wird beim Blick auf die Inneneinrichtung das deutlich größere Raumangebot, besonders das breitere Bett hinter den Sitzen auffallen. Die Vorzüge der XG Baureihe sind selbst im H0-Maßstab offensichtlich. Wie wohl fühlt sich bei diesem Zugewinn der echte Fahrer im Arbeitsalltag?
Arbeiten in Bodennähe
Abschließend wird das Fahrgestell zerlegt. Der Motorblock sichert mit zwei langen Stiften die Auskleidung des vorderen Radkastens und kann nach oben abgezogen werden. Trittblech mit Adblue-Tank und Sattelteller umklammern die Seitenverkleidung und werden nach oben gelöst. Nun liegt die Seitenverkleidung lose im Fahrgestell und die silbernen Anbauten lassen sich nach außen abziehen.
Auch der neue DAF verfügt über ein zweiteiliges Fahrzeuggestell. Das Unterteil ist vorne im Oberteil eingehakt und klammert sich mit vier Krallen im Bereich der Hinterachse fest. Sind diese gelöst, kann der Kotflügel abgezogen und die darin befindlichen Rückleuchten von innen herausgedrückt werden.
Was soll das alles?
Die Neuheit liegt in allen Einzelteilen vor uns – doch wozu? Die Demontage ist kein Selbstzweck. Von einigen Pinselstrichen bis zum Bau eines selbstfahrenden oder gar ferngesteuerten H0-Modells reicht das Spektrum für ein Modelltuning. In einem weiteren Bericht wird das Modell wieder zusammengebaut, allerdings erst nachdem es mit etwas Farbe und preiswerten Kleinigkeiten aufgewertet wurde. Der Vergleich von Umbau und Basismodell wird zeigen, ob sich die Mühe lohnt und andere Leser zum Nachbau motiviert oder sie ganz eigene Ideen bekommen.
Umbau,Text und Bilder: Frank Hadel
Informationen
Dank ihrer Stecktechnik, die keinen Klebstoff benötigt, können alle Herpa-Modelle zerlegt werden. Oft muss eine bestimmte Reihenfolge eingehalten werden, um eine beschädigungsfreie Demontage zu ermöglichen. Hinweise/Material zur Demontage eines Modells:
- Arbeitsfläche
- Ablage für Kleinteile
- Pinzette in verschiedenen Größen, gerade und gebogen
- Feilen
- Einweghandschuhe, besonders ratsam beim Lackieren des Modells
- Zeit und Geduld