Croatia Airlines
Airline für die Adria
Mit ihrer 1.800 km langen Küste an der Adria und zahlreichen vorgelagerten Inseln profitiert Kroatien unter den ehemaligen sechs jugoslawischen Teilrepubliken von den besten Voraussetzungen für einen boomenden Tourismus. Fast 20 % des Bruttoinlandsprodukts stammen aus den Einnahmen durch den Fremdenverkehr. Auch die nationale Fluggesellschaft Croatia Airlines profitiert von diesem starken Wirtschaftsfaktor.
Schon vor dem blutigen Zerfall des Vielvölkerstaats Jugoslawien ab 1991 konzentrierte sich der Tourismus in der Sozialistischen Föderativen Republik aufgrund der geografischen Lage vor allem auf die Teilrepublik Kroatien, die mit Ausnahme von kleinen Abschnitten in Slowenien und Montenegro über fast den gesamten Küstenstreifen Jugoslawiens verfügt. Auch aufgrund der im Vergleich zu anderen sozialistischen Ländern relativ moderaten Führung unter dem Präsidenten Josip Broz Tito, der zunehmend auf Distanz zur zentralistisch verwalteten Sowjetunion ging, maßgeblich an der Gründung der Bewegung der zunächst 25 blockfreien Staaten beteiligt war und mit der Arbeiterselbstverwaltung ein eigenes sozialistisches Staatsmodell mit selbstverwalteten und konkurrierenden Betrieben etablierte, war Jugoslawien immer stärker nach Westen orientiert als die anderen sozialistischen Länder in Ost-Europa. So war die Küste Jugoslawiens an der Adria mit ihrem sonnigen Klima und der wunderschönen Landschaft schon vor der Unabhängigkeit Kroatiens für Touristen aus Westeuropa neben Italien und Spanien eines der beliebten Reiseziele in Europa. Der Luftverkehr Jugoslawiens wurde maßgeblich von der nationalen Jugoslavenski Aerotransport (JAT) mit Basen in Belgrad und Zagreb organisiert. Mit Inex Adria aus der heute slowenischen Hauptstadt Ljubljana und Aviogenex aus der serbischen Kapitale Belgrad gab es weitere Carrier, die überwiegend im lebhaften Charterverkehr zu den populären Sonnenzielen im Einsatz waren.
Die JAT war bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs 1990 nationale Airline Jugoslawiens, und damit auch des kroatischen Landesteils. So wurden auch Langstrecken-Linienflüge ab Zagreb zum Beispiel in die USA oder nach Australien unternommen.
Photo: ClipperArctic_CC
Die ethnischen und religiösen Unterscheide zwischen den Teilrepubliken, innenpolitische Konflikte sowie wirtschaftliche Probleme und Spannungen zwischen den reicheren Teilrepubliken Slowenien und Kroatien und den schwächeren Regionen Jugoslawiens, führten mit dem Tod Titos im Mai 1980 zu zunehmenden nationalistischen Bestrebungen der Teilrepubliken und ethnischen Spannungen. Die ersten freien Wahlen im Jahr 1990 brachten in den Teilrepubliken vor allem national gesinnte Politiker mit Abspaltungstendenzen an die Macht. Mit den Unabhängigkeitserklärungen durch Slowenien und Kroatien am 25. Juni 1991 mündete der Staatszerfall schließlich in mehrere Kriege und militärische Interventionen gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen durch die serbisch dominierte Jugoslawische Volksarmee, wie den Zehn-Tage-Krieg um Slowenien (1991), den Kroatien-Krieg (1991-1995) den Bosnien-Krieg (1992-2995) und den Kosovo-Krieg (1999), der schließlich mit einem Eingriff der NATO im Juni 1999 beendet werden konnte. Heute gibt es auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawiens mit Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien und dem Kosovo sieben souveräne Staaten, wobei die Unabhängigkeit des Kosovo bisher nur von 115 von 193 Mitgliedstaaten der UN anerkannt wird.
Geburt in Kriegsjahren
Gegründet wurde Croatia Airlines als Zagal - Zagreb Airlines am 20. Juli 1989. Sie nahm mit der Cessna 402 zunächst den Frachtflugbetrieb für UPS Airlines auf. Die Fluggesellschaft war eine Nachfolge-Gesellschaft der jugoslawischen JAT, die sich aufgrund ihrer rechtlichen Struktur mit Betriebssitz in Serbien komplett zurückziehen musste. Nach den ersten demokratischen Wahlen in Kroatien änderte sie 1990 ihren Namen auf Croatia Airlines. Mit einer geleasten MD-82 nahm Croatia Airlines 1991 eine Verbindung zwischen Zagreb und Split, musste ihn aufgrund der Kriegshandlungen aber kurzfristig wieder einstellen.
Eine einzelne McDonnell Douglas MD-82 wurde 1991 der erste Jet, geleast von Inex Adria . Letztere war in jugoslawischen Zeiten wichtigste Chartergesellschaft vor allem für kroatische Ferienziele, musste sich nach dem Balkankrieg aber nach Slowenien zurückziehen und hat den Wandel nicht überlebt.
Photo: AeroIcarus_CC
1992 wurde der zweite Anlauf unternommen: Nachdem die Bundesrepublik Deutschland als eine der ersten Staaten die Unabhängigkeit Kroatiens diplomatisch anerkannt hatte, gab die Deutsche Lufthansa erhebliche Starthilfe in finanzieller, vor allem aber in technischer, operationeller und organisatorischer Form. Nach intensiver Vorarbeit übernahm Croatia Airlines von Lufthansa drei Boeing 737-230B, mit denen internationale Linienflüge, aber auch Charterflüge zum Beispiel nach Dubrovnik, Split oder Pula unternommen wurden. Um die Auslastung zu sichern, übernahm Croatia 1993 den Reiseveranstalter Obzon und erwarb zwei weitere Boeing 737-230B. Ein ganz wichtiges Standbein wurde der Inlandverkehr, für den Turboprops der Typen ATR-42 und -72 zur Flotte kamen. Sie wurden später durch Bombardier Q-400 ersetzt..
Die ex-Lufthansa Boeing 737-230B mit der Registration 9A-CTA war 1992 das erste von später sechs Exemplaren dieses technisch nicht mehr ganz modernen, aber noch relativ jungen und hervorragend gepflegten Flugzeugtyps.
Photo: AeroIcarus_CC
Croatia hatte sich also mit Hilfe der Lufthansa und auch dem Deutschen Luftfahrt-Bundesamt als strenger, aber trotzdem zugewandter Behörde einen sehr guten Ruf erworben. Trotzdem waren die eingesetzten 737 und auch ATR strukturell veraltet und brauchten dringend Ersatz. Der hätte eigentlich von Boeing kommen sollen, aber politische Unstimmigkeiten zwischen Kroatien und den USA sorgten dafür, dass Croatia Airline sich Airbus zuwandte. 1996 kamen drei Airbus A320 zur Flotte, gefolgt 1998 von weiteren vier A319, mit denen die 737 endgültig abgelöst wurden.
Mit drei Airbus A320-200 wurde 1996 die Modernisierung eingeleitet, mit der auch eine Änderung des äußeren Erscheinungsbilds verbunden war. 1998 kamen weitere der kleineren A319 hinzu, mit denen das Ende der Boeing 737 auch bei CTN verbunden war.
Photo: Robert Underwood_CC
2004, im 15. Gründungsjahr der Airline, konnten 1,5 Mio. Passagiere befördert werden, und mit dem damaligen Lufthansa-CEO Wolfgang Mayrhuber und Star Alliance Chef Jaan Albrecht gab es zur Jubiläumsparty auch hohen Besuch. Im November 2004 wurde Croatia Airlines Mitglied des Airline-Verbundes Star Alliance.
Mit der A220 auf ambitioniertem Kurs
Seitdem hat sich Croatia Airlines in Maßen weiter entwickelt. Die Flotte umfasst aktuell sechs Q-400 Turboprops, sieben Airbus A319/A320 und die erste A220-300. Der elegante Twinjet aus der kanadischen Airbus-Fabrik in Mirabel bei Montréal wurde einst als Bombardier CS-100 beziehungsweises CS-300 entwickelt. Nachdem Airbus 2018 das Programm übernommen hatte und seitdem als A220 vermarktet, gab es einen gewaltigen Aufschwung, und so ist die A220 auch die Zukunft der Croatia Airlines. Zwei -100 und dreizehn -300 wurden bestellt, wobei die erste -300 im Juli 2024 von Mirabel bei Montréal nach Zagreb überführt werden konnte. Der erste Linienflug wurde Anfang August von Zagreb nach Split durchgeführt, international dann erstmals nach Frankfurt und Berlin. Ab Herbst 2026 soll Croatia eine „All A220 Airline“ sein, zu deren Flotte eventuell sogar Langstreckenjets der Serie A220-300XLR mit einer Reichweite von knapp 9.000 Kilometern gehören werden.
Die Zukunft bei Croatia Airlines gehört dem Airbus A220. Zwei -100 und 13 -300 wurden bestellt und werden bis 2026 alle aktuellen Muster abgelöst haben.
Photo: Airbus
Mit Auslieferung der ersten A220 präsentierte Croatia Airlines pünktlich zu ihrem 35-jährigen Bestehen auch ein Rebranding. Das vierte seit ihrer Gründung fällt wie die vorangegangenen in 1997, 2004 und 2019 moderat aus. Das Logo besteht nach wie vor aus den Quadraten in den Landesfarben Rot, Dunkelblau und Hellblau, ist jedoch in größeren Abständen am Heck des Flugzeugs und in der Nähe des Vordereingangs angeordnet. Der Treibstoffverbrauch der A220 soll um 25 % unter dem der Vorgängermodelle liegen, Croatia Airlines will mit dem neuen Flugzeug auch Interkontinentalflüge anbieten. Sie geht davon aus, dass mit dem neuen Flugzeugtyp und einer guten Nachfrage noch in diesem Jahr die Vorjahreszahlen von mehr als 1,7 Millionen Passagieren übertroffen werden können. Das wäre der Airline zu wünschen, denn aktuell schreibt Croatia Airlines noch immer rote Zahlen.
Text: Fritz Gratenau
Bilder: Airbus
Zahlen, Daten, Fakten
Name:
CROATIA AIRLINES
Eigentümer:
Republik Kroatien
Sitz:
Zagreb
Hub:
Zagreb-Franjo Tudman (ZAG)
Vorstand:
Jasmin Bajic (CEO)
Mitarbeiter:
rd. 900
Codes:
OU/CTN, IATA 831
Passagiere:
1,4 Mio. (2022)
Umsatz:
€ 205 Mio.. (2022)
Ergebnis:
-€ 17,8 Mio. (2022)
Streckennetz:
Inland, Europa
Allianz:
Star Alliance
Internet:
www.croatiaairlines.com
Flotte:
4 De Havilland Dash-8-400Q
2 Airbus A220-300
3 Airbus A319-100
3 Airbus A320-200
bestellt:
2 Airbus A220-100
11 “ A220-300