Bewegliche Modelle | Teil II


In der mehr als dreißigjährigen Historie der Herpa Wings sind gelegentlich auch Modelle erschienen, die sowohl über bewegliche Rumpfteile verfügen als auch über Details, die sich in verschiedenen Positionen darstellen lassen.

Stephan Külgen, Produktionsmanager von Herpa Wings, über Möglichkeiten und Grenzen der Flugzeugmodelle mit beweglichen Teilen.

WingsWorld: Herr Külgen, 2006 brachte Herpa erste Modelle mit beweglicher Bugklappe und mit zum Teil geöffneter Cargotür heraus. Danach gab es nur noch vereinzelt Modelle mit mobilen Teilen. Warum hat sich die Idee nicht stärker durchgesetzt? Gibt es technische Grenzen, ist die Herstellung schlichtweg zu kostspielig, oder war das Interesse der Kunden nicht groß genug?

Stephan Külgen: Hauptsächlich letzteres. Viele bemängelten den Kunststoff-Rumpf bei den 747-Frachtern – wobei die Optik der 747 aus Kunststoff sogar noch exakter ist als die aus Metall. Viele Sammler, die das Modell nicht auf einem Flughafen-Diorama in Szene setzten wollten, hat aber auch gestört, dass die Türen bei der 747-400M und MD-11 nur starr ausgeführt wurden. Dazu kommen noch die Entwicklungs- und Formenbaukosten. Wenn ein Rumpf offen dargestellt werden soll, müssen die neuen Elemente konstruiert werden und es wird mindestens eine neue Stahlform für den neuen Rumpf und gegebenenfalls für die kleinen Frachttore notwendig.

WingsWorld: Wie war der Zuspruch der Sammler?

Stephan Külgen: Eben sehr unterschiedlich. Die Sammler, die sich das Modell in die Vitrine stellen, haben die offenen Türen gestört, wohingegen Dioramenbauer das sicherlich gefreut hat. Da Dioramenbau unter Flugzeugmodell-Sammlern aber nicht so populär ist wie etwa bei Automodellen oder Modelleisenbahnen, war die Nachfrage nach diesen Modellen sehr viel geringer als nach denen in unserer üblichen Ausführung.

WingsWorld: Es wurden bisher nur sehr wenige Modelle mit offenen/beweglichen Türen/Klappen produziert. Können wir in Zukunft noch mit weiteren Varianten, wie zum Beispiel der Frachtversionen von MD-11 oder Boeing 747 mit offenen/beweglichen Türen/Klappen rechnen?

Stephan Külgen: Die MD-11 gehört leider inzwischen gänzlich zur Luftfahrtgeschichte, was nicht nur ich, sondern auch viele Sammler und Luftfahrt-Fans sicherlich bedauern. Neuinvestitionen in neue Formen wären einfach nicht wirtschaftlich zu machen.

WingsWorld:Das noch relativ junge Modell der BelugaXL kann sowohl mit geöffneter als auch mit geschlossener Tür dargestellt werden, was vor allem für Dioramenbauer interessante Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Sind weitere Modelle mit variablen Fracht- oder auch Passagiertüren geplant oder wird das weiterhin nur bei einzelnen Flugzeugtypen umgesetzt?

Stephan Külgen: There is nothing in the works at the moment. We did have to partially rebuild the molds fDerzeit ist nichts Konkretes geplant. Beim Dreamlifter mussten wir die Formen teilweise neu bauen. Das nahmen wir zum Anlass, das Modell dieses Flugzeugtyps nicht nur 1:1 zur bisherigen Version wieder zu entwickeln, sondern jetzt mit dem besonderen Feature des offenen Hecks auszustatten, das bei dem Dreamlifter einfach sehr markant und einzigartig ist. Somit haben die Modelle des Spezialtransporters von Boeing wie bei Airbus im Maßstab 1:500 wieder den gleichen Standard.

WingsWorld: Sind auch andere bewegliche Teile als Frachttüren im Maßstab 1:500 denkbar, und wenn ja, welche?

Stephan Külgen:: Für bewegliche Teile ist der Maßstab 1:500 weniger geeignet. Durch die geringe Gesamtgröße würde eine Mechanik einfach zu sehr ins Auge fallen und die Optik des Modells insgesamt stören. Selbst im wesentlich größeren Maßstab 1:200 entwickeln wir lieber austauschbare Frachttore, wie beispielsweise bei der Transall C- 160, statt diese als bewegliche Teile darzustellen.

WingsWorld:Heißt das, dass damit die technischen und finanziellen Möglichkeiten für den Maßstab 1:500 ausgereizt und umgesetzt sind?

Stephan Külgen: Man soll niemals nie sagen, ob in Zukunft nicht weitere Features möglich sein werden, die Technik entwickelt sich ja weiter. Wir hatten seinerzeit bei der Erstvorstellung unserer Formen für die Boeing 777-9 im Maßstab 1:500 hier in Dietenhofen mit unseren Sammlern auch diskutiert, ob die Flügelenden beweglich oder austauschbar sein sollten, was beim Original dieses neuen Flaggschiffs von Boeing ja durchaus ein markantes und deshalb notwendiges Feature ist. Die einstimmige Meinung der Sammler damals war, dass eine sauber und exakte Optik wichtiger ist als ein solches Feature. Das deckt sich mit den Ergebnissen unserer Befragung aus dem Jahr 2000, die uns bewogen hat, von den rollfähigen Fahrwerken auf maßstabsgerechte umzurüsten. Für unsere Kunden ist zweifellos eine saubere und exakte Optik des Modells wichtiger als ein Modell mit beweglichen Teilen. Unsere Modelle sind letztlich doch hochwertige Sammlerstücke und kein Spielzeug. Gleichwohl haben wir bei den auf der diesjährigen Spielwarenmesse vorgestellten Modellen der Boeing 777-9 im Maßstab 1:200 beides gut umsetzen können, finde ich. Bei diesen Modellen, die voraussichtlich ab Herbst 2024 lieferbar sein werden, lassen sich wie im Original die Enden der Tragflächen hochklappen, ohne dass die Optik der Modelle darunter leidet.

Interview with Stephan Külgen, Produktmanager Herpa Wings

Zahlen, Daten, Fakten

Im ersten Teil stellt Peter Vosen uns diese Modelle vor.


https://www.herpa.de/magazine/Bewegliche-Modelle-Teil-I