Alles, was geht


Mit dem Start in die Produktion hochwertiger Modelle nicht nur für den Modelleisenbahner, sondern auch für Sammler, steigt der Anspruch an „machbarem“. So entstehen im Lauf der 75-jährigen Herpa-Geschichte einige Highlights.

Passend zum Jubiläum gibt es zwei Sondermodelle im Bereich Cars and Trucks mit dem Jubiläumslogo: die ganz moderne MAN eTGX Zugmaschine von MAN sowie den klassischen Mini. Beide erscheinen in sehr kleiner Auflage und sind exklusiv nur im Herpa-Onlineshop erhältlich.

Herpa hat immer Maßstäbe gesetzt: Jeweils die ersten Modelle, die auf der Spielwarenmesse vorgestellt worden sind – 1978 Pkw-Modelle, 1980 Lkw-Modelle und 1992 Flugzeugmodelle – schlagen im wahrsten Sinne ein und verzücken den Markt. Besser sein als die Konkurrenz, das ist immer der Anspruch der Verantwortlichen in Geschäftsleitung, Konstruktion und Produktmanagement. Der hohe Anspruch zahle sich aus, in einigen Bereichen ist Herpa unangefochtener Marktführer – etwa bei den Flugzeugmodellen im Maßstab 1:500.

Weg vom Standart

Herpa bringt als erster Hersteller unterschiedliche Pkw-Räder auf den Markt. BMW will als erstes eigene Felgen, bei denen man auch die Bremsscheibe sieht. Parallel zur steigenden Verbesserung bei Herpa steigt auch der Anspruch der Sammler. Heute besteht ein Lkw-Modell aus bis zu 40 Einzelteilen. Fast alles versuchen die Konstrukteure umzusetzen: Scheinwerfer sowieso, aber auch verschiedenste Anbauteile, Spoiler, Scheinwerfer usw. Andere Hersteller von Miniaturmodellen drucken viele dieser Details nur auf – bei Herpa werden sie dreidimensional dargestellt – zumindest alles, was geht und bezahlbar ist. Und die Sammler nehmen die Modelle genau unter die Lupe und beäugen wirklich jedes Detail kritisch und geben entsprechend Rückmeldung, die vom Produktmanagement sehr ernst genommen wird.

Vieles ist machbar, doch der hohe Anspruch hat auch seinen Preis – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Produktmanager Stefan Blank (Cars & Trucks) und Stephan Külgen (Wings) müssen immer genau abwägen, was soll realisiert werden, ab wann wird das Modell am Ende zu teuer. Die beliebten Showtrucks der „Herpa Weltgeschichte“, oder die berühmte „Herr der Ringe“ Maschine sind zwei Beispiele, was in vergangenen Jahren noch bezahlbar produziert werden konnte, heute aber unbezahlbar ist. Allein das Modell der 747 von Air New Zealand mit Motiven aus der Filmtrilogie „Der Herr der Ringe“ hat 109 einzelne Drucke! Das erfordert eine sehr hohe Präzision, deshalb werden diese Flugzeuge in Dietenhofen produziert.

Alles Chrom

Die Produktionsmöglichkeiten entwickeln sich immer weiter. So kann Herpa fast von Anfang an als erster Hersteller Chromteile bei Lkw-Modellen originalgetreu nachbilden. Mit Lackieren bekommt man keine „Chromoptik“, da geht nur Silber. Chrom wird bei Herpa geprägt, aus einer sehr dünnen Metallfolie werden die Elemente herausgestanzt und bei rund 200 Grad Celsius auf das Kunststoffteil geprägt. So entstehen winzig kleine Logos von Automobilherstellern auf Kühlergrills oder alle anderen „verchromten“ Teile. Selbst Tankauflieger können mit einer eigens konstruierten Maschine nachgebaut werden. Hier wird in einem aufwendigen Verfahren die Silberfolie um den Tank herum geprägt.

Beim Ultraschallschweißen werden kleine Teile – etwa die Klimaanlage eines Lkw auf das Dach – „geschweißt“. Mit bis zu 20.000 Schwingungen pro Sekunde wird das aufzuklebende Teil in minimale Bewegungen versetzt. Dadurch erwärmt sich das Teil und verklebt – in unserem Beispiel die Klimaanlage mit dem Dach. Das ist eine sehr feste Verbindung und es entstehen keine Klebeschlieren.

Einfach kann jeder

Herpa will zeigen, was technisch umsetzbar ist und entwickelt die High-Tech-Modelle mit Funktionen. Es entsteht eine Serie von Modellen in den Maßstäben 1:87 und 1:43, unter anderem mit Ferrari, Porsche, Lamborghini, Audi und BMW . Eine große Aufgabe für die Konstruktion und den Formenbau, denn feine Teile zu spritzen und sauber aus den Formen zu bekommen, ist sehr schwierig. Hier zeigen sich dann doch Grenzen. Die Funktionalität und Detailtreue hat sonst keiner geschafft. Die Modelle erreichen eine hohe Auflage. Trotzdem gibt es Nachahmer auf dem Markt, sogar mit Herpa-Signet auf der Bodenplatte. Durch eine spezielle Gravur hat Herpa solche Nachahmer überführen können, und entsprechende Modelle beschlagnahmen lassen.

Ausflug in die Modelleisenbahn

Die Kosten für neue Formen bei Modelleisenbahnen sind sehr hoch. So hat Claus Wagener auch die Idee, rationell mit Konkurrenten eine gemeinsame Form zu entwickeln, das elektrische Innenleben sollte jedes Unternehmen selbst gestalten. Als weiteres Standbein übernimmt Herpa Lilliput, es entsteht eine Produktionsstätte in Eisfeld. Die Zeit war für die gemeinsame Idee wohl noch nicht reif, oder Modelle verkaufen sich noch zu gut, jedenfalls kommt es nicht zur erhofften Zusammenarbeit. Mit der sogenannten „Märklin-Krise“ ist das Thema Modelleisenbahn dann schnell vorbei bei Herpa. „Ein Unternehmen muss etwas unternehmen, nicht alles kann erfolgreich sein“, sagt Wagener heute.

Der ehemalige Herpa-Standort in Eisfeld in den 1990er Jahren.

Die größte Herausforderung

Porsche individual - dieser Industrieauftrag ist für Herpa eine der größten Herausforderungen, denn jedes Modell gibt es so nur ein Mal. Porsche will mit den Modellen im Maßstab 1:43 seine Kunden belohnen – zu jedem großen gibt es einen kleinen Porsche dazu. Der ist genauso konfiguriert, wie das Original – einschließlich Kennzeichen. Die Modelle werden in Dietenhofen von einem Autolackierer von Hand coloriert. Alle Details, z. B. die unterschiedlichen Interieurs in Handarbeit angebracht. Insgesamt entstehen rund 2.000 Porsche individual-Modelle.

Partner der DTM

Lange Zeit begleitet Herpa auch die deutsche Tourenwagenmeisterschaften. Für Redakteur Peter Schmäring ist das der Einstieg beim MASS:STAB. Doch das Interesse an diesem Rennsport hat bei Sammlern nachgelassen, gleichzeitig wären die Modelle heute unbezahlbar, da zusätzlich jeder Sponsor auf dem Fahrzeug einen eigenen Lizenzvertrag verlangt.

Text: Mathias Neigenfind
Bilder: Herpa
specialmodell Sondermodell
Mini Cooper Mayfair „75 Jahre Herpa”
Mini Cooper Mayfair „75 Jahre Herpa”
Artikelnummer:
956987
Maßstab:
1:87
Material:
Kunststoff
17,95 €